Das Bioforum Schweiz ist aus der in den 1920er Jahren gegründeten Stelle für bäuerliche Bildungs-, Kultur- und Fürsorgearbeit, der späteren Schweiz. Bauernheimatbewegung hervorgegangen. 1932 wurde für deren Bildungsarbeit die Bauernheimatschule und Hausmutterschule Möschberg oberhalb Grosshöchstetten eröffnet.
Der Biologe und Sekundarlehrer Dr. Hans Müller (1891–1988) und sein Frau Maria Müller-Bigler (1894–1969) wurden mit der Leitung der Schule betraut und entwickelten eine intensive und breit gefächerte Bildungsarbeit, vor allem unter der Landbevölkerung. Schon im ersten Betriebsjahr waren Biolandbau und Vollwerternährung feste Bestandteile des Lehrplans.
Einen entscheidenden Impuls erhielt der Biolandbau durch die Begegnung des Ehepaars Müller mit dem deutschen Arzt Hans-Peter Rusch (1906–1977). Dieser hatte 1951 mit seinem Aufsatz «Das Gesetz vom Kreislauf und der Erhaltung der lebenden Substanz» den Anstoss dazu gegeben, dass sich die als organisch-biologisch bezeichnete Richtung innerhalb des Biolandbaus eigenständig innerhalb der Biobewegung etablieren konnte. In den folgenden Jahren erhielt der Möschberg eine Ausstrahlung in den ganzen deutschsprachigen Raum und weit darüber hinaus. Vor allem die deutsche und die österreichische Biobewegung haben ihre Wurzeln auf dem Möschberg.
Der Möschberg ist einer der Orte, an denen massgebliche Vorarbeit für den heutigen biologischen Landbau geleistet worden ist. Wie kam es dazu und was ist der Möschberg heute?
1927 hat die Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei BGB die Pflege der bäuerlichen Kultur und die Jugendbildungsarbeit in ihr Tätigkeitsprogramm aufgenommen und den Biologen und Sekundarlehrer Nationalrat Dr. Hans Müller mit dieser Aufgabe betraut. 1932 wurde das Bildungshaus auf dem Möschberg als Zentrum für diese Arbeit eröffnet. Von hier aus entfaltete sich ein vielfältiges Bildungsangebot für die bäuerliche Bevölkerung. Hervorgehoben seien insbesondere der Aufbau der Bibliothek Junges Bauernland mit rund 3000 Bänden als Grundlage einer wohl einmaligen Bildungsoffensive unter der Landbevölkerung, die Bildung von einigen hundert örtlichen Bildungsgruppen, die Hausmutterschule Möschberg unter der Leitung von Frau Maria Müller, an der schon von Beginn weg Ansätze zum biologischen Landbau und zur Vollwerternährung im Lehrplan integriert waren und die intensive vom Möschberg aus koordinierte Kurstätigkeit.
1951 fand die aus heutiger Sicht historische Begegnung des Ehepaars Müller mit dem deutschen Arzt Hans Peter Rusch statt. Letzterer suchte von der medizinischen Seite her die Ursachen von Krankheiten und erkannte die Bedeutung der Anbauform für den inneren Wert von Lebensmitteln. Den Biobauern wurde neben der Verantwortung für die dauernde Fruchtbarkeit des Ackerbodens jene für die Gesundheit der Menschen, die sich von der Bauern Arbeit ernähren, wichtig gemacht. Die Begegnung des Ehepaares Müller mit Rusch ist die Geburtsstunde des organisch-biologischen Landbaus als eigenständige Richtung innerhalb des Biolandbaus.
In den 1960er und 1970er Jahren hatte der Möschberg dank der Vortragstätigkeit des Ehepaars Müller und durch die angebotenen Lehrgänge eine grosse internationale Ausstrahlung. Die bekanntesten Anbauverbände in Deutschland und Österreich, «Bioland» und «Bio Austria» sowie viele andere Initiativen in verschiedenen Ländern, haben ihre Wurzeln auf dem Möschberg.
Mit der Gründung des FiBL und der Bio Suisse verlagerten sich die Schwerpunkte des Biolandbaus vom Möschberg weg. 1989 entschloss sich das Bio-Forum als Trägerverein zum Umbau des alten Hauses zu einem zeitgemässen Seminarhaus mit dem Ziel, es als Begegnungsort für die Biobäuerinnen und Biobauern unter sich und mit ihren Partnern aus Handel, Verarbeitung und Konsumentenschaft neu zu etablieren.
Für viele der einigen tausend Gäste, die hier pro Jahr ein- und ausgehen, ist die Bio-Küche im Seminar- und Kulturhotel Möschberg die erste sinnlich erfahrbare Begegnung mit dem Biolandbau.
Die Anfänge des Möschberg waren geprägt vom Kulturauftrag einer Partei. Einen Kulturauftrag will der Möschberg auch heute wahrnehmen, allerdings ohne Einengung durch Parteigrenzen. Weder Biolandbau noch Agrarpolitik und allgemeine ökologische Themen lassen sich innerhalb solcher Grenzen abhandeln. Sie betreffen uns alle unabhängig von Weltanschauung und parteipolitischer Ausrichtung.
Heute beschäftigen Themen wie "Die Abhängigkeit der Nahrung vom Erdöl" oder "Die Konventionalisierung des Biolandbaus" die Aktivisten am Möschberg. Die seit den Vierzigerjahren andauernden jährlichen Möschberg-Gespräche bieten eine ideale Plattform, um den Biolandbau stetig weiter zu entwickeln.